Krankenversicherung für Selbstständige – Alles, was Sie wissen müssen
Die Krankenversicherung gilt als wichtigste Police in Deutschland und sollte vor allem von Selbstständigen klug gewählt werden. Häufig besteht die Wahl zwischen GKV und PKV.
Zum Inhalt dieses Artikels
- Krankenversicherung für Selbstständige Übersicht
- Müssen Selbstständige krankenversichert sein?
- Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige
- Private Krankenversicherung (PKV) für Selbstständige
- PKV oder GKV: Was lohnt sich für wen mehr?
- Krankenversicherung von der Steuer absetzen
- Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige
- Fragen und Antworten
- Quellen
Krankenversicherung für Selbstständige Übersicht
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Selbstständige haben die Wahl zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV).
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Bei schwankendem Einkommen können Unternehmer in der GKV ihren Beitrag auf Basis des aktuellen Einkommens anpassen, während in der PKV der Beitrag unabhängig von Einkommensschwankungen bleibt.
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Der Mindestbeitrag für hauptberuflich Selbstständige in der GKV beträgt 14 Prozent (ermäßigter Beitrag) des fiktiven Mindesteinkommens von 1.131,67 Euro zuzüglich des kassenindividuellen Zusatzbeitrags.
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Der Höchstbeitrag in der GKV ist begrenzt durch die Beitragsbemessungsgrenze von 4.987,50 Euro monatlich im Jahr 2023, wobei der allgemeine Beitragssatz 14,6 Prozent beträgt, plus dem Zusatzbeitrag der jeweiligen Krankenkasse.
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Die Krankenkassenbeiträge können unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich abgesetzt werden, wobei für Selbstständige ein absetzbarer Maximalbetrag von 2.800 gilt.
Müssen Selbstständige krankenversichert sein?
In Deutschland besteht für alle Bürger eine Krankenversicherungspflicht, und das schließt Selbstständige und Freiberufler ein. Unternehmer können dabei zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV) wählen.
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung für Selbstständige gilt Folgendes:
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Die Beitragssätze für die GKV für selbstständig Tätige richten sich nach dem Einkommen.
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Die Beitragsberechnung erfolgt auf Basis des Einkommens aus dem letzten Einkommensteuerbescheid.
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In der gesetzlichen Krankenversicherung haben Selbstständige gemäß § 44 Abs. 1 SGB V ab dem 43. Krankheitstag Anspruch auf Krankengeld.
Vor- und Nachteile der GKV für Selbstständige
Die Vorteile im Überblick:
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Solidarprinzip: Die Beiträge richten sich nach dem Einkommen, was für Gewerbetreibende und Freiberufler mit geringem Einkommen vorteilhaft sein kann.
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Familienversicherung: Ehepartner und Kinder können kostenlos mitversichert werden, sofern sie bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten.
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Umfangreicher Leistungskatalog: Die meisten Leistungen sind gesetzlich festgelegt und bieten einen umfassenden Schutz.
Die Nachteile im Überblick:
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Höhere Zusatzbeiträge: Die Krankenkassen erheben einen Zusatzbeitrag, der sich nach dem Einkommen richtet und in der GKV in der Regel höher ist als in der PKV.
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Geringere Flexibilität: Der Leistungsumfang ist gesetzlich festgelegt und lässt sich nicht individuell anpassen.
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Höherer Pflegeversicherungsbeitrag: Kinderlose Selbstständige ab 23 Jahren müssen gemäß § 55 SGB XI einen Zuschlag von 0,35 Prozentpunkten des beitragspflichtigen Einkommens zahlen.
Private Krankenversicherung (PKV) für Selbstständige
In der PKV spielen Alter, Gesundheit und gewählter Leistungsumfang eine Rolle bei der Berechnung der Beiträge. Der Anspruch auf Leistungen wie Krankengeld ist abhängig vom gewählten Tarif.
Vor- und Nachteile der PKV für Selbstständige
Die Vorteile im Überblick:
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Individuelle Tarifgestaltung: Selbstständig Arbeitende können ihren Versicherungsschutz an ihre Bedürfnisse anpassen.
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Oft geringere Zusatzbeiträge: Die Zusatzbeiträge in der PKV sind in der Regel niedriger als in der GKV.
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Schnellere Arzttermine: PKV-Versicherte erhalten in der Regel schneller Arzttermine und haben Zugang zu einer höheren Anzahl von Fachärzten.
Die Nachteile im Überblick:
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Keine Familienversicherung: Ehepartner und Kinder müssen separat versichert werden, was zu höheren Kosten führen kann.
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Höhere Beiträge bei höherem Alter und Vorerkrankungen: Die Beiträge in der PKV können bei älteren Versicherten und bei Vorerkrankungen höher ausfallen.
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Eingeschränkte Wechselmöglichkeiten: Der Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist ab einem bestimmten Alter und Einkommen oft nicht mehr möglich oder nur unter bestimmten Bedingungen.
PKV oder GKV: Was lohnt sich für wen mehr?
Die Entscheidung zwischen der privaten Krankenversicherung (PKV) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise:
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der individuellen finanziellen Situation,
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dem Gesundheitszustand und
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den persönlichen Präferenzen.
Für wen lohnt sich die gesetzliche Krankenversicherung?
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Die GKV kann sich besonders für Selbstständige mit geringeren Einkünften oder schwankenden Einnahmen lohnen, da der Beitragssatz einkommensabhängig ist.
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Außerdem ist die Mitgliedschaft in der GKV vorteilhaft, wenn man eine Familie hat, da Ehepartner und Kinder in vielen Fällen kostenlos mitversichert werden können, solange sie bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten.
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Die Leistungen in der GKV sind im SGB V gesetzlich festgelegt und bieten einen umfassenden Schutz für selbstständig Tätige in Deutschland.
Für wen lohnt sich die private Krankenversicherung?
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Die PKV kann für Selbstständige mit höheren Einkünften und guter Gesundheit attraktiver sein.
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Die Beiträge in der PKV richten sich nach dem Alter, dem Gesundheitszustand und dem gewählten Leistungsumfang, sodass bei einem guten Gesundheitszustand und jüngerem Alter die Beiträge niedriger ausfallen können als in der GKV.
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Die PKV bietet zudem eine größere Flexibilität bei der Tarifgestaltung und ermöglicht es, den Versicherungsschutz individuell an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Krankenversicherung von der Steuer absetzen
Selbstständige, Angestellte und Beamte können ihre Krankenversicherungsbeiträge unter bestimmten Voraussetzungen von der Steuer absetzen. Diese Beiträge können als Sonderausgaben in der Steuererklärung angegeben werden, um die steuerliche Belastung zu reduzieren.
Dabei gelten unterschiedliche Höchstbeträge für verschiedene Gruppen von Versicherten:
- Für Selbstständige liegt der absetzbare Maximalbetrag bei 2.800 Euro, während für Angestellte, mitversicherte Familienangehörige und Beamte der absetzbare Höchstbetrag 1.900 Euro beträgt.
Wichtig: Unternehmer sollten beachten, dass diese Höchstbeträge auch die Beiträge für andere Versicherungen berücksichtigen, sodass die Summe der absetzbaren Beiträge für Krankenversicherung und weitere Versicherungen die genannten Beträge nicht überschreiten dürfen.
Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige
In den folgenden Abschnitten werden wir die Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige erläutern, einschließlich der Berechnung bei schwankendem Einkommen, der Mindest- und Höchstbeiträge sowie der Rolle des Einkommensteuerbescheids.
Wie viel müssen Selbstständige zahlen?
Die Höhe der Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige hängt von der Wahl zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV) ab.
In der GKV richten sich die Beiträge nach dem Einkommen des Versicherten, wobei die Berechnungsgrundlage der jeweilige Beitragssatz der gewählten Krankenkasse ist.
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Dabei gilt eine Höchstgrenze (Beitragsbemessungsgrenze) von 4.987,50 Euro monatlich, und selbst, wenn der Versicherte mehr verdient, steigt der Beitrag nicht weiter an.
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Für hauptberuflich selbstständig Arbeitende gibt es zudem ein fiktives Mindesteinkommen von monatlich 1.131,67 Euro, welches für die Berechnung des Mindestbeitrags herangezogen wird.
In der PKV hingegen werden die Beiträge auf Basis von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und gewähltem Leistungsumfang berechnet.
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Dies bedeutet, dass jüngere und gesündere Versicherte in der Regel günstigere Beiträge haben als ältere oder gesundheitlich vorbelastete Personen.
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Zudem können Selbstständige in der PKV individuelle Tarife wählen, die ihren Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten entsprechen.
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Die Beiträge in der PKV sind nicht einkommensabhängig, weshalb sie für Selbstständige mit höherem Einkommen unter Umständen günstiger sein können als in der GKV.
Wie lassen sich die Beiträge bei schwankendem Einkommen berechnen?
Bei schwankendem Einkommen kann es für Selbstständige in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schwierig sein, den genauen Beitrag im Voraus zu bestimmen.
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Grundsätzlich wird der Beitrag auf Basis des letzten Einkommensteuerbescheids berechnet, der die Einkünfte des Vorjahres widerspiegelt.
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Wenn das aktuelle Einkommen jedoch deutlich von den im Steuerbescheid ausgewiesenen Einkünften abweicht, können Selbstständige einen Nachweis über das aktuelle Einkommen vorlegen, um die Beiträge anzupassen.
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Dies kann zum Beispiel in Form einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) oder einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) geschehen.
Es ist wichtig, die Krankenkasse regelmäßig über Veränderungen des Einkommens zu informieren, um mögliche Nachzahlungen oder Rückzahlungen zu vermeiden.
In der privaten Krankenversicherung (PKV) bleibt der Beitrag unabhängig von Schwankungen im Einkommen gleich, solange der gewählte Tarif und die vereinbarten Leistungen unverändert bleiben.
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Da der Beitrag in der PKV auf Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und Leistungsumfang basiert, wirken sich Einkommensschwankungen nicht direkt auf die Beitragshöhe aus.
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Allerdings können Selbstständige, die finanzielle Engpässe erleben, möglicherweise Tarifwechsel oder Leistungsanpassungen in Erwägung ziehen, um ihre Beiträge zu reduzieren.
Es ist ratsam, vor solchen Änderungen eine ausführliche Beratung durch den Versicherer oder einen unabhängigen Versicherungsmakler in Anspruch zu nehmen, um mögliche Auswirkungen auf den Versicherungsschutz zu verstehen.
Woher weiß die Krankenkasse, wie viel ein Selbstständiger verdient?
Die gesetzlichen Krankenkassen ermitteln das Einkommen eines Selbstständigen hauptsächlich über den Einkommensteuerbescheid, der von den Finanzämtern ausgestellt wird.
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Selbstständige sind verpflichtet, ihrer Krankenkasse regelmäßig den aktuellen Einkommensteuerbescheid vorzulegen, damit diese die Beiträge entsprechend anpassen kann.
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Der Einkommensteuerbescheid zeigt die Einkünfte des Versicherten aus dem Vorjahr und dient als Grundlage für die Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge.
Wichtig: Wenn sich das Einkommen eines Selbstständigen im laufenden Jahr signifikant ändert, sollte er dies der Krankenkasse mitteilen und gegebenenfalls einen aktualisierten Nachweis über das aktuelle Einkommen vorlegen.
Durch die Vorlage solcher Nachweise kann die Krankenkasse die Beiträge an die aktuelle Einkommenssituation anpassen, um Nachzahlungen oder Rückzahlungen zu vermeiden.
Mindestbeitrag für Selbstständige
Der Mindestbeitrag für Selbstständige in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) basiert auf einem fiktiven Mindesteinkommen.
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Für hauptberuflich Selbstständige liegt dieses Mindesteinkommen bei monatlich 1.131,67 Euro (Stand 2023).
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Der Mindestbeitrag setzt sich aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14 Prozent und dem individuellen Zusatzbeitrag der gewählten Krankenkasse zusammen.
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Der Mindestbeitrag gilt für Selbstständige, die in der GKV freiwillig versichert sind und deren Einkommen unterhalb der Mindesteinkommensgrenze liegt.
Höchstbeitrag für Selbstständige
Der Höchstbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige wird auf Basis der Beitragsbemessungsgrenze berechnet.
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Im Jahr 2023 liegt diese Grenze bei 4.987,50 Euro monatlich.
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Selbstständige, deren Einkommen über dieser Grenze liegt, zahlen keinen höheren Beitrag, da das Einkommen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht berücksichtigt wird.
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Der Höchstbeitrag setzt sich aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent und dem individuellen Zusatzbeitrag der gewählten Krankenkasse zusammen.
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Hinzu kommt der Beitrag zur Pflegeversicherung, der 3,05 Prozent beträgt (3,4 Prozent für Kinderlose ab dem 23. Lebensjahr).
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Fragen und Antworten
Sind Selbstständige krankenversichert?
In Deutschland sind Selbstständige grundsätzlich dazu verpflichtet, sich krankenversichert zu haben. Sie können sich dabei jedoch zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung entscheiden.
Wie hoch ist die Krankenversicherung für Selbstständige?
Die Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige in Deutschland hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Einkommen eines Versicherten und der Art der Versicherung (gesetzlich oder privat).
Wie kommt man als Selbstständiger in die gesetzliche Krankenversicherung?
Um als Selbstständiger in die gesetzliche Krankenversicherung zu gelangen, muss zunächst eine geeignete Krankenkasse ausgewählt werden, anschließend stellt man einen entsprechenden Antrag.
Zur Berechnung der Krankenkassenbeiträge muss ein Selbstständiger dann einen Einkommensnachweis einreichen. Sobald der gestellte Antrag von der Versicherung angenommen wurde, gilt man offiziell als gesetzlich krankenversichert und muss seine monatlichen Beiträge zahlen.
Quellen
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Gesamte Rechtsvorschrift für Sozialgesetzbuch (SGB) – Fünftes Buch (V):
Gesetze im Internet – Bundesministerium der Justiz -
Gesamte Rechtsvorschrift für Sozialgesetzbuch (SGB) – Elftes Buch (XI):
Gesetze im Internet – Bundesministerium der Justiz