Zuschlagskalkulation ⇒ Definition & Erklärung

Die Zuschlagskalkulation ist ein zentrales Instrument der Betriebswirtschaft und stellt die Basis für die präzise Preisbildung und Kostenträgerrechnung dar.

Simone A. Mitgründerin, Entwicklung, Inhalt & Marketing
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Zuschlagskalkulation – auf einen Blick

Die 6 wichtigsten Fakten zur Zuschlagskalkulation

Definition: Die Zuschlagskalkulation kombiniert direkte Kosten (Einzelkosten) mit indirekten Kosten (Gemeinkosten) für eine umfassende Preisbildung.
Funktion: Die Zuschlagskalkulation dient der genauen Ermittlung der Selbstkosten für Artikel. Dabei werden sowohl Einzelkosten als auch Gemeinkosten berücksichtigt.
Arten: Es gibt verschiedene Methoden der Zuschlagskalkulation, je nach Unternehmensbedarf.
Sonderfälle: Kuppelprodukte und Fertigungsabfälle sind Beispiele für Spezialfälle in der Kalkulation.
Ziel: Die richtige Anwendung der Zuschlagskalkulation sichert wettbewerbsfähige und rentable Preise.
Rechtsgrundlage: Da Kaufleute gemäß § 238 HGB zur klaren und übersichtlichen Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle im Rahmen der Buchhaltung verpflichtet sind, hilft die Zuschlagskalkulation Unternehmen bei der Erfüllung der Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB).

Was ist die Zuschlagskalkulation?

Die Zuschlagskalkulation ist ein kalkulatorisches Verfahren, das dazu dient, die Selbstkosten eines Produktes oder einer Dienstleistung zu ermitteln.

  • Dabei werden den direkten Kosten, den sogenannten Einzelkosten, zusätzliche Kosten in Form von Zuschlägen hinzugerechnet.

  • Diese Zuschläge repräsentieren die Gemeinkosten, die nicht direkt einem Kostenträger zugeordnet werden können, aber dennoch bei der Produktion anfallen.

Gemäß § 238 HGB sind Kaufleute verpflichtet, ihre Geschäftsvorfälle klar und übersichtlich zu verzeichnen, was auch die korrekte Erfassung von Kosten impliziert.

Der Hauptzweck dieses Verfahrens liegt in der genauen Preisbildung:

  • Unternehmen können so sicherstellen, dass alle anfallenden Kosten, einschließlich Einzel- und Gemeinkosten, bei der Herstellung und Preisgestaltung berücksichtigt werden.

  • Dies ist besonders wichtig, um rentabel zu arbeiten und keine Verluste durch zu niedrige Preise zu erleiden, was im Einklang mit den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) steht.

Die Zuschlagskalkulation bei der Preisbildung und Angebotserstellung

In der betriebswirtschaftlichen Praxis spielt die Zuschlagskalkulation eine zentrale Rolle bei der Erstellung von Angeboten.

  • Wenn ein Kunde beispielsweise ein Angebot für ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung anfordert, muss das Unternehmen sicherstellen, dass der angebotene Preis ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt.

  • Obwohl nicht direkt im HGB festgelegt, dient dieser Grundsatz der Wahrung der kaufmännischen Sorgfaltspflicht, welche indirekt durch die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB), verankert in §§ 238 ff. HGB, abgestützt wird.

Durch die Zuschlagskalkulation werden nicht nur die direkten Material- und Fertigungseinzelkosten berücksichtigt, sondern auch indirekte Kosten wie Verwaltung, Vertrieb und andere Gemeinkosten.

  • Diese werden in Form von prozentualen Zuschlägen auf die Einzelkosten aufgeschlagen, was mit den Grundsätzen ordnungsmäßiger Kosten- und Leistungsrechnung übereinstimmt.

Ein korrekt durchgeführtes Zuschlagsverfahren gewährleistet, dass das Unternehmen einen realistischen und wettbewerbsfähigen Preis anbieten kann, der alle Kostenaspekte berücksichtigt.

Die verschiedenen Verfahren der Zuschlagskalkulation

Die Zuschlagskalkulation ist nicht nur eine einzelne Vorgehensweise. Es gibt verschiedene Ansätze und Methoden, wie Unternehmen ihre Gemeinkosten auf die Einzelkosten aufschlagen können.

  • Die Wahl des richtigen Verfahrens hängt oft von der Art des Unternehmens, den hergestellten Produkten und den internen Kostenstrukturen ab.

  • Die Zuschlagssätze in der summarischen Zuschlagskalkulation sind oft einfacher, während in der differenzierenden Zuschlagskalkulation spezifische Zuschlagssätze für verschiedene Kostenarten verwendet werden.

Summarische Zuschlagskalkulation

Die summarische Zuschlagskalkulation ist eine Variante des Kostenartenrechnungsverfahrens, die sich durch ihre Einfachheit auszeichnet.

  • Hierbei werden alle Gemeinkosten in einem einzigen Zuschlagssatz zusammengefasst und auf die Einzelkosten aufgeschlagen.

  • Dieses Verfahren eignet sich besonders für Unternehmen mit geringen Gemeinkosten oder wenn eine detaillierte Kostenstellenrechnung nicht notwendig oder zu aufwendig ist.

Unterschied zwischen kumulativer und elektiver Zuschlagskalkulation:

Innerhalb der summarischen Zuschlagskalkulation gibt es zwei Hauptverfahren:

  • Kumulative Zuschlagskalkulation: Hier werden alle Einzelkosten eines Abrechnungszeitraums zusammengezählt und dann die Gemeinkosten darauf aufgeschlagen. Der Zuschlagssatz ergibt sich aus dem Verhältnis der gesamten Gemeinkosten zu den gesamten Einzelkosten.

  • Elektive Zuschlagskalkulation: Dieses Verfahren liefert in der Regel genauere Ergebnisse. Der Zuschlagssatz basiert hier auf dem Verhältnis der Lohnkosten zu den Gemeinkosten.

Praktisches Beispiel zur Veranschaulichung:

Die GmbH A hat Materialkosten von 50.000 Euro und Fertigungslöhne von 100.000 Euro.

  • Bei der kumulativen Zuschlagskalkulation mit einem Zuschlag von 10 Prozent würden die Selbstkosten 165.000 Euro betragen.

  • Bei der elektiven Methode mit einem Zuschlag von 12,5 Prozent auf die Lohnkosten würden die Selbstkosten 168.750 Euro betragen.

Differenzierende Zuschlagskalkulation

Die differenzierende Zuschlagskalkulation ist eine weitere Variante, die sich durch ihre detaillierte Aufteilung und Genauigkeit auszeichnet.

Hier werden die Gemeinkosten den jeweiligen Bereichen, in denen sie anfallen, zugeordnet.

Die Hauptbereiche sind in der Regel:

  • Material
  • Fertigung
  • Verwaltung
  • Vertrieb

Innerhalb dieser Hauptbereiche gibt es weitere Unterteilungen, z. B. verschiedene Fertigungskostenstellen wie Zuschnitt, Bearbeitung und Montage.

Die Anwendung des Betriebsabrechnungsbogens (BAB)

Ein zentrales Instrument der differenzierenden Zuschlagskalkulation ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB). Mit ihm werden die Gemeinkosten den verschiedenen Kostenstellen und Kostenträgern zugeordnet.

  • Der BAB hilft dabei, die Gemeinkostenzuschläge für die verschiedenen Bereiche zu berechnen und sorgt für eine verursachungsgerechte Verteilung der Kosten.

  • Es ist wichtig zu betonen, dass die Form des BAB auch durch das gewählte Kalkulationsverfahren beeinflusst wird.

Formel zur Berechnung der Zuschlagskalkulation

Die differenzierende Zuschlagskalkulation basiert auf einer Reihe von Formeln, die es ermöglichen, die Gemeinkosten verursachungsgerecht auf die verschiedenen Kostenstellen zu verteilen.

Hier sind einige grundlegende Formeln und ihre Anwendungen:

  • Materialgemeinkostenzuschlag: Der Materialgemeinkostenzuschlag wird berechnet, indem man die Materialgemeinkosten durch die Materialeinzelkosten teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert.

  • Fertigungsgemeinkostenzuschlag: Für den Fertigungsgemeinkostenzuschlag teilt man die Fertigungsgemeinkosten durch die Fertigungslohnkosten und multipliziert das Ergebnis mit 100.

  • Verwaltungsgemeinkostenzuschlag: Der Verwaltungsgemeinkostenzuschlag wird herausgefunden, indem man die Verwaltungsgemeinkosten durch die Herstellkosten teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert.

  • Vertriebsgemeinkostenzuschlag: Für den Vertriebsgemeinkostenzuschlag teilt man die Vertriebsgemeinkosten durch die Herstellkosten und multipliziert das Ergebnis mit 100.

Beispiel: Selbstkosten-Kalkulation

Nehmen wir an, ein Unternehmen stellt ein Produkt her, für das folgende Kosten anfallen:

  • Materialeinzelkosten: 100 Euro
  • Materialgemeinkosten: 10 Prozent der Materialeinzelkosten
  • Fertigungslohnkosten: 50 Euro
  • Fertigungsgemeinkosten: 20 Prozent der Fertigungslohnkosten
  • Materialkosten = 100 Euro + (10 Prozent × 100 Euro) = 110 Euro
  • Fertigungskosten = 50 Euro + (20 Prozent × 50 Euro) = 60 Euro
  • Selbstkosten = 110 Euro + 60 Euro = 170 Euro
  • Das Produkt hat also Selbstkosten von 170 Euro.

Beispiel: Bezugsgrößenkalkulation

Nehmen wir an, ein Unternehmen hat folgende Daten:

  • Materialeinzelkosten: 100 Euro /Stück
  • Materialgemeinkosten: 15 Prozent der Materialeinzelkosten
  • Fertigungszeit: 0,5 Std. /Stück Stundensatz: 40 Euro /Std.
  • Materialkosten = 100 Euro + (15 Prozent × 100 Euro) = 115 Euro
  • Fertigungskosten = 0,5 Std. × 40 Euro /Std. = 20 Euro
  • Gesamtkosten = 115 Euro + 20 Euro = 135 Euro
  • Das Produkt hat also Gesamtkosten von 135 Euro pro Stück.

Spezialfälle in der Zuschlagskalkulation

Die Zuschlagskalkulation ist ein vielseitiges Instrument, das in verschiedenen Rahmen und für unterschiedliche Erzeugnisse eingesetzt werden kann. Es gibt jedoch einige Spezialfälle, die besondere Aufmerksamkeit erfordern und bei denen die Standardmethoden der Zuschlagskalkulation angepasst oder erweitert werden müssen.

Die Besonderheiten bei der Kalkulation von Kuppelprodukten:

Kuppelprodukte entstehen, wenn aus einem Produktionsprozess gleichzeitig mehrere verschiedene Produkte resultieren. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Raffinerie, bei der aus Rohöl sowohl Benzin als auch Diesel und andere Produkte gewonnen werden.

  • Herausforderung: Die Kosten für den gemeinsamen Produktionsprozess müssen auf die verschiedenen Endprodukte aufgeteilt werden.

  • Lösungsansatz: Es gibt verschiedene Methoden, um die Kosten auf die Kuppelprodukte zu verteilen. Eine gängige Methode ist die Verteilung nach Marktpreisen. Hierbei werden die Gesamtkosten im Verhältnis der Marktpreise der einzelnen Produkte aufgeteilt.

Wie Fertigungsabfälle in der Kalkulation berücksichtigt werden:

In vielen Produktionsprozessen entstehen Abfälle, die entweder entsorgt werden müssen oder noch einen gewissen Wert haben und weiterverkauft werden können.

  • Herausforderung: Die Kosten für die Entsorgung oder die Erlöse aus dem Verkauf von Abfällen müssen in der Kalkulation berücksichtigt werden.

  • Lösungsansatz: Wenn Abfälle Erlöse generieren, können diese Erlöse von den Produktionskosten abgezogen werden. Entstehen durch die Abfälle zusätzliche Kosten, müssen diese den Produktionskosten hinzugefügt werden.

Methoden zur Kostenverteilung und ihre Anwendung:

Die genaue und faire Verteilung von Gemeinkosten auf Produkte oder Kostenstellen ist eine der Hauptaufgaben der Zuschlagskalkulation.

  • Herausforderung: Die Wahl der richtigen Methode zur Kostenverteilung kann komplex sein und erfordert ein tiefes Verständnis der betrieblichen Abläufe.

  • Lösungsansatz: Es gibt verschiedene Methoden zur Kostenverteilung, z. B. die Verteilung nach direkten Arbeitsstunden, nach Maschinenstunden oder nach Verursacherprinzip. Die Wahl der Methode hängt von den spezifischen Gegebenheiten des Unternehmens ab und sollte regelmäßig überprüft und angepasst werden.

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Fragen und Antworten

Die Zuschlagskalkulation ist eine Methode der Kostenrechnung, bei der die Gemeinkosten eines Unternehmens auf die direkten Kosten (Einzelkosten) eines Produktes oder einer Dienstleistung aufgeschlagen werden, um den Gesamtkostenpreis zu ermitteln. Dies geschieht in der Regel durch das Anwenden eines Zuschlagssatzes, der auf Basis der Gesamtgemeinkosten und der Gesamteinzelkosten des Unternehmens berechnet wird. Das Ergebnis gibt den Selbstkostenpreis des Produktes oder der Dienstleistung an.

Die Zuschlagskalkulation ermöglicht es Unternehmen, die tatsächlichen Kosten eines Produktes oder einer Dienstleistung zu ermitteln, indem nicht nur die direkten Kosten (Einzelkosten), sondern auch die indirekten Kosten (Gemeinkosten) berücksichtigt werden.

Dies ist besonders wichtig, um:

  • Angebotspreise korrekt zu kalkulieren.
  • Die Rentabilität von Produkten oder Dienstleistungen zu bewerten.
  • Entscheidungen über die Produktionsmenge, den Verkaufspreis oder die Einstellung eines Produktes zu treffen.
  • Eine transparente Kostenstruktur im Unternehmen zu schaffen.

Die Zuschlagskalkulation kommt vor allem in Unternehmen zum Einsatz, die eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten.

Sie ist besonders nützlich, wenn:

  • Die Gemeinkosten eines Unternehmens einen signifikanten Anteil an den Gesamtkosten ausmachen.
  • Es schwierig ist, die Gemeinkosten direkt einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung zuzuordnen.
  • Das Unternehmen eine klare Übersicht über die Kostenstruktur benötigt, um fundierte betriebswirtschaftliche Entscheidungen zu treffen.
  • Es notwendig ist, Angebotspreise für Kunden genau zu kalkulieren.

Quellen